Anwenderbericht: Cloudmanagement beim Energieversorger

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Anwenderbericht: Cloudmanagement beim Energieversorger

01.05.2019 - 14:00
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Essent ist das größte Energieunternehmen in den Niederlanden. Schon 2008 begann der Anbieter mit dem Betrieb einer Kunden-Website auf AWS. Nach der Migration in eine Virtual Private Cloud 2.0 sollten nun über 200 Instanzen und Dienste gehostet werden, die für die Ausführung von Online- oder Geschäftsanwendungen mithilfe der Cloud erforderlich sind. Wie dies trotz straffer Migrationspläne und hohen Anforderungen an die Datensicherheit gelang, skizziert unser Anwenderbericht.
Essent ist das größte Energieunternehmen in den Niederlanden und verfügt über mehr als 90 Jahre Erfahrung in der Erzeugung, dem Handel, der Übertragung und der Lieferung von Elektrizität. Um die Energiekunden zu betreuen, entwickelt und betreibt Essent IT Systeme, die die Energiebeschaffung, die Call Center, das Online-Umfeld, das Backoffice sowie die Vertriebskanäle wie die Shops in den Ladengeschäften unterstützen. Um mit den Wettbewerbern standzuhalten und neue Prozesse und Produkte zu bedienen, ist hierbei eine schnelle Vorlaufzeit (Time-to-Market) notwendig.

Die Digitalisierung der Interaktion mit Kunden ermöglicht neue Online-Serviceportale und Apps auf den Smartphones. Mit der Einführung intelligenter Zähler wird das Verbraucher-Feedback immer granularer und die Erkenntnisse lassen sich mit Hilfe von Analytics und Big Data zur Verfügung stellen. Essent IT begann 2008 mit dem Betrieb der Kunden-Website auf AWS. Die Website gewann im Laufe der Zeit viele Auszeichnungen, wie etwa im Jahr 2014 die des Forschungsinstituts WUA! in der Kategorie "Beste Website im Energiesektor".

Geschäftsanforderungen für Migrationsdienste
Die Essent-AWS-Umgebung Virtual Private Cloud (VPC) 1.0 wurde schon 2008 in der Region Irland entwickelt. Als Vorlage für VPC 1.0 diente ein Designmuster, das Einschränkungen für zukünftiges Wachstum zeigte und zudem nicht den Sicherheitsrichtlinien des Unternehmensnetzwerks entsprachen. Die Anforderungen bestanden deshalb darin, eine VPC-2.0-Infrastruktur zu entwickeln und zu implementieren, die alle Komponenten und Dienste bereitstellt, die für die Ausführung von Online- oder Geschäftsanwendungen mithilfe von Clouddiensten erforderlich sind.

Diese Dienste sollten in der Lage sein, VPC 1.0 und ein physisches Rechenzentrum zu ersetzen. Nach der Designphase sollte das Unternehmen alle Anwendungen, die in über 200 Instanzen und AWS-Services gehostet werden, von der VPC-1.0-Umgebung auf die neue AWS-VPC-2.0 in der Region Frankfurt migrieren. Nach der Migration sollte die AWS-VPC 2.0-Umgebung und damit verbundene Managed Services für Essent bereitstehen.

Hohe Anforderungen an VPC 2.0
Um kritische Produktivsysteme nahtlos in Essent integrieren zu können, insbesondere für Systeme, die rund um die Uhr verfügbar sind, wurde die Migrationsstrategie für jede Anwendung sorgfältig zwischen dem Unternehmen und dem Migrationsteam von FPT-Software vorbereitet. Während der Planungs- und Migrationsphase des Projekts kristallisierten sich folgende Herausforderungen heraus:

  • Wie kann Kontrollverlust für die in der Cloud verwendeten Systeme / Anwendungen und Dienste verhindert werden?
  • Wie lässt sich die aktuelle Infrastruktur integrieren?
  • Wie lässt sich Datenverlust vermeiden?
  • Wie kann der Unternehmensstandard für Clouddienste eingehalten werden?
  • Wie können gesetzliche Vorschriften eingehalten werden?
  • Wie lassen sich betriebliche (Sicherheits-) Kontrollen visualisieren?
  • Wir kann die Benutzerfreundlichkeit aus organisatorischer Sicht verbessert werden?
FPT-Software organisierte einen Hackathon in Vietnam, zu dem ein hochkarätiger Sicherheitsexperte und ein Migration Program Manager von Essent anreisten, der gemeinsam mit Cloudberatern von FPT unter Anwendung der Lean-Startup-Methode erfolgte. Während des Hackathons wurden Designideen diskutiert und anschließend zur Implementierung an das Cloudteam von FPT weitergeleitet.

Geschäftskritische Anwendungsstörungen vermeiden
Jede kritische Anwendung wird in getrennten Umgebungen bereitgestellt: Entwicklung, Test, Abnahme und Produktion. Der gesamte Migrationsansatz wurde von der untersten bis zur höchsten Umgebung geübt und durchgeführt. Die gewonnenen Erfahrungen wurden während des Migrationsprozesses von der untersten Umgebung gesammelt.

Die Blue/Green-Bereitstellungstechnik kam zu Anwendung, um Ausfallzeiten und Risiken zu reduzieren. Vor allem in Produktionsumgebungen kam es in der neuen Infrastruktur vor dem Umstieg auf die neue Umgebung zu vollständigen Tests und die Datenbanken für die blaue Umgebung und die grüne Umgebung wurden in Echtzeit synchron gehalten. Canary-Tests kamen zum Einsatz, um das Risiko für die Produktionsumgebung zu minimieren, in dem zunächst nur ein geringer Teil der Traffics über die neue Umgebung lief.

Straffer Migrationszeitplan und schwierige Kommunikation
Um die Deadline des Projekts einzuhalten und eine reibungslose Kommunikation zwischen allen Beteiligten zu gewährleisten, bildete FPT ein Migrationsteam nach dem eigenen Best-Shore-Modell gebildet. Das Team bestand aus einer Kombination von Offshore-Ressourcen (Vietnam), Nearshore-Ressourcen (Slowakei) und Onsite-Ressourcen (Niederlande).

Durch diese Teamkonfiguration ließ sich das Projekt in zwei verschiedene Arbeitsschichten pro Tag (vietnamesische und europäische Zeitzone) durchführen. Die Skalierbarkeit basiert auf einem großen Pool vietnamesischer Ressourcen und der Fähigkeit zur Kommunikation, zum Management und zur Beratung durch Nearshore- und Onsite-Ressourcen.

Fazit
Die Betriebsprozesse sind nach der Migration zur VPC 2.0 nun standardisiert. In der Migrationsphase wurden zudem Erweiterungen für Anwendungen und ein hochverfügbares Architekturdesign umgesetzt. Zu beachten ist, dass sich alle Anwendungen für die Nutzung nativer AWS-Clouddienste vollautomatisch verwalten.


ln/Bui Anh Quan, CTO der FPT Deutschland GmbH

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